Unehrlichkeit kostet Wohlstand: Bau, Automobil, Deutschland?
Im August 2015 ging mit Imtech das größte deutsche Unternehmen für technische Gebäudeausrüstung insolvent. Unredliches Geschäftsgebaren hatte Imtech zum größten Auftragnehmer der öffentlichen Hand bei Bauprojekten gemacht. Das Unternehmensende kam mit schwerwiegenden Vorwürfen über kriminelle Machenschaften.
Im September 2015 sorgt das deutsche Vorzeigeunternehmen Volkswagen für einen Schadensfall von bisher unvorstellbarem Ausmaß. Epidemische Unehrlichkeit bei der Angabe von Abgaswerten zerstörte das bisher exzellente Image von „German Engineering“. Die Staatsanwälte suchen nach den kriminellen Verantwortlichen. Das Problem wird einfach „schlechten“ Menschen angelastet.
Früher ließen die Mächtigen Hexen verbrennen, heute entfachen regierende Politiker über Staatsanwälte das mediale Höllenfeuer auf Erden.
Dabei setzen eben diese Politiker den Handlungsrahmen für alle rechtlichen und natürlichen Personen in Deutschland. Sie setzen – mit ihrem eigenen Verhalten – die moralischen Standards. Diese können strikte Ehrlichkeit und Transparenz ausdrücken oder hohe Toleranz gegenüber Lügen und Betrügen.
Wer schummelt, tut dies im Glauben, damit durchzukommen. Das gilt für Menschen genauso wie für Unternehmen. Wird wenig aufgepasst und fleißig weggeschaut, gibt es automatisch mehr Lug und Trug.
Die Aufpasser sind damit mitverantwortlich. Beim Bauen und Verkehr ist dies in Deutschland Herr Dobrindt. Welchen Stellenwert für ihn Ehrlichkeit und Transparenz haben, ist aus einem 112-seitigen Abschlussbericht seiner Reformkommission Großbauprojekte ersichtlich. (Link: Artikel TAB 10.2015) Das Wort Ehrlichkeit kommt nicht vor, dafür findet sich fünfundsiebzig Mal das Wort „partnerschaftlich“. Das wirkt wie das Einschwören auf Kumpanei, wenn es darum geht, die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen. Die realen Abgas-/ Verbrauchswerte sind den Bürgern genauso wenig zuzumuten wie realistische Budgets beim Baustart.
Die Politik und Wirtschaft zeigt den Bürgern zweifelhafte Moralvorstellungen und mangelnde Ethik. Das sind große, abstrakte Begriffe, die für unser wirtschaftliches Leben jedoch sehr wichtig sind. Ohne Ethik und Moral zerfällt der Wohlstand und das Wachstum bleibt aus.
Dies ist die Erkenntnis einer an der Münchner Universität publizierten Studie. (https://mpra.ub.uni-muenchen.de/994/). Zwei griechische Wissenschaftler (George Bitros/Anastassios Karayiannis) hatten sich mit dem Blühen und dem Niedergang von Volkswirtschaften in Abhängigkeit von deren gelebten Vorstellungen von Moral und Ethik beschäftigt.
Diese Studie macht verständlich, warum auch größte Summen an Entwicklungshilfe oder immenser Reichtum an natürlichen Ressourcen nicht ausreichen, um Wohlstand in einem Land zu schaffen. Denn die Grundlagen für den Wohlstand eines Landes sind die Wertvorstellungen seiner Bürger. Gehen diese verloren, verliert sich auch der Wohlstand. Deshalb lohnt es sich, für Ehrlichkeit und Redlichkeit einzutreten. Weniger Ignoranz und Wegschauen ist angesagt. Das fängt im Kleinen an, Tag für Tag.