Vom Pfusch am Bau ist der Betreiber bzw. Facility Manager am stärksten betroffen. Dabei ist im Bauprojekt am wenigsten beteiligt. Wie erleben Betreiber oder Facility Manager Bauprojekte? Was hält er vom Baumanagement? Ein Profi teilt seine überraschenden Erfahrungen und Sichtweisen. Pfusch auf der Baustelle beginnt meist mit Pfusch im Bauprojektmanagement. Der Bauherr muss sich selbst an der Nase fassen.
von Bernd Hanke
Erfahrungen und Sichtweisen eines erfahrenen Gebäudebetreibers
Seit 30 Jahren arbeite ich im Facility Management (FM) und betreibe mit meinen Kollegen Anlagen, Gebäude und ganze Liegenschaften.
Sehr wahrscheinlich waren auch Sie schon Gast in einer von uns betreuten Immobilie (Frankfurt Flughafen bzw. DB Bahnhof) . Ich hoffe, Sie haben sich wohlgefühlt. Das wirtschaftliche, betriebs- und versorgungssichere Betreiben von Immobilien ist meine primäre Aufgabe. Gebäude müssen sicher und vor Risiken geschützt sein. Gleichzeitig erwartet der Eigentümer, der mich und meine Kollegen engagiert hat, dass seine Liegenschaft nicht nur immer funktioniert, sondern dass dieser Betrieb den erwarteten unternehmerischen Gewinn erbringt.
Ich war 20 Jahre bei der Deutschen Telekom AG und später bei der 100-prozentigen Tochter der DeTeImmobilien beschäftigt, unter anderem als Leiter des Gebäudemanagements oder als Leiter des Geschäftsfelds »Technisches Gebäudemanagement und Verfügbarkeit im Facility Management«. Seit 1997 bin ich als Leiter »Airport Facility Management« und Leiter »Technisches Facility Management« am Frankfurter Flughafen tätig. Nach der Fertigstellung des »The Squaire« über dem Fernbahnhof des Frankfurter Flughafens darf ich seit Ende 2010 in der Geschäftsführung der »The Squaire« Betreibergesellschaft »ARGE Facility Management @ The Squaire GbR« die Aufgaben und Interessen der ARGE und die der Fraport AG vertreten. Inzwischen bin für den Betrieb von Bahnhöfen zu Deutschen Bahn gewechselt.
Mit vielen Kollegen, die ähnlich attraktive und wichtige Liegenschaften betreiben, treffe ich mich seit längerer Zeit zum Erfahrungsaustausch unter Gleichgesinnten und »Leidensbrüdern«.
Denn wir leiden alle unter derselben Grundkonstellation. Wir haben grundsätzlich kein gemeinsames, verbindendes Ziel mit den Hauptakteuren des Bauwesens, dafür aber sehr häufig gegenläufige Interessen. Wir Betreiber sind die Ausputzer und Leidtragenden für alles, was bei einem Bauprojekt nicht optimal oder sogar schlecht läuft und nicht mehr nachgebessert werden kann. Alle Fehler, die bei Design, Konstruktion, Bauen und in der Beschaffung während eines Bauprojekts gemacht werden, dürfen wir über die gesamte Lebensdauer der Immobilien ausbaden. Jeglicher Pfusch im Bau-Projekt fällt auf uns zurück. Bei Immobilien, die im Auftrag von Investoren entwickelt und dann an einen neuen Eigentümer veräußert werden, haben wir Betreiber keinerlei Einfluss auf das Bauprojekt. Selbst in Konstellationen, in denen der Bauherr auch späterer Eigentümer ist, besitzen wir oft wenig Gewicht und Einfluss. Baubegleitendes Facility Management ist eher die Ausnahme, dabei vermeidet es gerade Pfusch am Bau. Spätere Betreiber schauen auf der Baustelle besonders gut hin. Das hebt die Disziplin bei allen Beteiligen.
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